Vorausgegangen war für mich die Zeit des Nationalsozialismus. Mit dem Abschluss des vierten Jahrgangs in der Volksschule Rulle- Ost im 10. Lebensjahr wurden alle Schüler ohne jede Formalität in die „DJ“ (Deutsche Jugend) eingeführt.
Damit begann die politische aber auch sportliche Entwicklung für uns ahnungslosen Kinder.
Uns wurde Sportgeist, Disziplin und Härte vermittelt. In Rulle wurden fünf Sportarten ausgeübt. Das war in erster Linie natürlich der Fußball. Der Dreikampf mit dem Hundertmeterlauf, Schlagballweitwurf und dem Weitsprung wurde durch erreichen von 180 Punkten mit einer Medaille belohnt. Das Boxen oder auch der Faustkampf war bei uns allgemein nicht so beliebt, da in der Regel nicht so viel Zeit vorhanden war, um jeden kämpfen zu lassen, außer es ging so schnell wie bei mir, der in der ersten Runde nach einer Minute schon die Sterne funkeln sah. Die Paarung mit Meinerts Franz war für mich recht unglücklich gewählt.
Mit dem gemeinsamen DJ- Dienst der beiden Schulen in Ost- und West- Rulle gab es erstmals einen Zusammenschluss für uns Kinder. Wir lernten uns durch das Spielen kennen. Der Treffpunkt war jeweils das Sportgelände an der Straße vom Alten Dorf, d. h. Bauernschaft Wessling, Perner- Wellmann, Lingemann, an der damaligen Prozessionskapelle in Rtg. Wellmann- Dammhus.
Ab 1936 bis 1940 war dieser erste Sportplatz des TuS für uns der Mitelpunkt. Von einem Sportverein war im Jungvolk allerdings nie die Rede. Der TuS war aber noch aktiv. Ich weiß noch, dass es eine Handball- und Fußballmannschaft gab. Auf dem Sportplatz gab es eine Weitsprunggrube, ein Hochreck und einen Barren.
Zwei gute Turner aus der Vorkriegszeit sind mir noch bekannt. Es sind H. Spannhorst und Heinz Karmann.
Seit 1933 wurde mit der Hitlerjugend die Motivation und das Interesse am vereinsinternen Sport und Wettkampf nicht mehr ausreichend gefördert.
Ganz anders war es bei uns. Es musste jeder mitmachen. Aus unserer begeisterten Menge kam jeder zum Spiel. Das Fußballspielen war natürlich der Renner. In Ost- Rulle hatten wir einen Bolzplatz mit Toren. In jeder kleinen Pause wurde Fußball gespielt. Wir waren richtige „Straßenkicker“.
In unserem „Fähnlein“, das Lechtingen und Rulle- Ost umfasste, wurde eine Mannschaft gebildet. Es waren zwei Spieler aus Lechtingen und sieben Spieler aus Rulle- Ost dabei. In der Meisterschaftsserie mit Pye, Wallenhorst und Hollage belegten wir im Hin- und Rückspiel ohne Gegentor den ersten Platz.
Im Endspiel im Osnabrücker Bezirk verloren wir in einer regelrechten „Schlammschlacht“ auf der Illoshöhe gegen Nahne durch ein von mir erzieltes Tor, leider auf der falschen Seite, 0 : 1. Die „Jungstamm- Meisterschaft“ war damit leider verloren. Trotzdem war es ein sehr erfolgreiches Jahr.
Mit der Schulentlassung 1940 und dem Beginn der Lehrzeit gingen meine Jungvolkzeit und auch meine sportlichen allgemein zu Ende. Im Sportverein war mit Kriegsbeginn im Oktober 1939 kein aktiver Sportbetrieb mehr geplant. Es gab keine aktiven Akteure mehr, denn diese wurden mit 17 Jahren zum Wehrdienst eingezogen und zu Soldaten ausgebildet.
Aus dem schönen alten Sportplatz wurde ein Kornfeld.
Nach Kriegsende im Mai 1945 fehlte es an Wohnungen, Kleidung, Essbarem, etc. insbesondere aber auch an Menschen, die kräftig und willens gewesen wären, in der damaligen Zeit, Sport zu betreiben. Und es fehlte auch ein Sportplatz.
1946 war es dann aber soweit. Ich erinnere mich sehr gut an Heini Wöstmann aus dem Esch, an Anton Meyer aus Ost- Rulle und Johannes Wiehemeier, die bei der Neugestaltung des TuS Eintracht Rulle verantwortlich mitgeholfen haben. Mit Seppel Lingemann hatten wir einen sehr engagierten sportlichen Gastwirt. Er stellte uns einen neuen Sportplatz zur Verfügung. Dieser befand sich damals an der Stelle, wo heute der Bungalow von Seegers steht. Die ersten Versammlungen fanden bei Seppel vor der Theke statt.
In Heinz und Franz Nieporte sowie Franz Butke hatten wir schon drei Fußballspieler, die beim TSV Wallenhorst bereits eine Serie gespielt hatten. Erste Trainingseinheiten fanden jetzt auch in Rulle statt. Bevor aber auf dem neuen Platz gespielt werden konnte, mussten wir vorübergehend auf die von Bauer Lingemann zur Verfügung gestellten Kuhwiese ausweichen.
Im März 1947 holten wir uns dann in vier Trainingseinheiten einen schmerzhaften Muskelkater und verloren prompt das erste Spiel gegen Wallenhorst mit 0 : 5.
Unsere Tore hatten noch keine Netze. Die Markierungen (Linien) fehlten. Dafür war der Rasen gleichmäßig dicht und hoch gewachsen. Doch das waren zur damaligen Zeit alles Nebensachen. Wir Spieler und auch die zahlreichen Zuschauer hatten endlich wieder eine Stätte der Freude.
Einen bedeutenden sportbegeisterten Förderer unseres Vereins in der Folgezeit dürfen wir nicht vergessen. Es hat mit seiner robusten, aber freundlichen Art uns alle zum Kampf und Mitmachen motiviert. Es war unser damaliger Hausarzt, Dr. Hermann Spellmann.
Nach weiteren vier Jahren bemühten wir uns erfolgreich um eine neue Sportstätte, denn der vorhandene Platz war doch recht uneben und hatte zudem noch ein recht starkes Gefälles. Man spielte eine Halbzeit gegen den Aufstieg in Rtg. L 109 und eine Halbzeit mit dem Abstieg in Rtg. Bauernschaft.
Am Pferdebruch wurde uns dann die dritte Sportstätte angeboten.
Hier setzte man einen Bagger ein, um eine geeignete ebene Fläche zu bekommen. Die Grasnarbe bedeckte leider nur zwei Drittel des Platzes. Das letzte Drittel wurde mit Schotter angereichert. Damit stieg natürlich auch die Verletzungsgefahr. Die sanitären Anlagen und Umkleidekabinen verblieben zunächst noch bei Lingemann. Etwas später wurden sie dann zur Gaststätte Nieporte verlagert
Das erste Punktspiel auf dem neuen Platz spielten wir mit einer herausragenden „Verstärkung“. Dr. Spellmann spielte neben Franz Nieporte ganz stolz den zweiten Mittelstürmer.
Der wachsenden Ruller Einwohnerzahl und den steigenden Ansprüchen reichte diese schlichte Sportanlage nicht aus. Um den Bau der neuen L 109 realisieren zu können, musste der Sportplatz weichen. Dem Sportverein wurde das sehr schöne Gelände der jetzigen Anlage angeboten. Dort wurden zwei Sportplätze, Tennisplätze, Clubhäuser und Umkleidekabinen errichtet. Mittlerweile gibt es sogar zwei Sporthallen, die neben sportlichen Wettkämpfen auch für andere Veranstaltungen genutzt werden.
Damit verbunden stieg auch das Angebot der Sportarten im Sportverein, aber auch die Leistungen.
In die Jahre gekommene ältere Fußballer, die zunächst noch in der „Alten Herren“ aktiv waren, bildeten um 1975 herum, weil sie sich einfach nicht trennen konnten und sich mindestens ein Mal im Monat treffen wollten, einen Kegelclub. Wir halten nach wie vor zusammen bis zum heutigen Tage.
August Trame